#NbG2.  Hier sind ein paar Auszüge aus den 464 Seiten, Schnipsel, sogar halbe Kapitel :-) 

Worum geht's? 

 

 Mary liebt Nick. Nick liebt Mary.

Nick ist der mit der hässlichen Vergangenheit, aber Mary hat den komplizierteren Charakter.

Sie kann Nick kaum verzeihen, dass er vor vielen Jahren ihre Polizeikarriere um ein Haar zerstört hätte.

Und Nick macht es ihr noch schwerer, obwohl er längst ahnt, dass sie das Einzige ist, was für ihn wichtig ist.

Doch das Schicksal hat seine eigenen Pläne. Als Mary sich endlich eingesteht, dass nichts außer Nick zählt, passiert ein entsetzliches, folgenschweres Verbrechen.

 

Nick überlebt. Doch wie soll er mit den Folgen der Schießerei fertig werden? Auch Mary ist traumatisiert, und das Koma hat Nick verändert. Als Nick Polizeichef von Beaver Lake wird, tun sich neue Probleme auf. Mary muss nicht nur um ihren Traumberuf bangen, sondern auch um ihre große Liebe. Sie wagt alles – und greift zu drastischen Maßnahmen. Dabei setzt sie ihr Glück aufs Spiel. 

 

Viele Jahre später erzählt die gealterte Mary dem abgestumpften Journalisten John nicht nur ihre berührende Liebesgeschichte, sondern berichtet auch von einem besonderen Polizeihund, einer englischen Haushälterin und der furchtbaren Tat einer Nebenbuhlerin.

Und von einem Kind.

 

Der zweite Teil der bewegenden Story offenbart John ein Vermächtnis, um das er kämpft wie ein Löwe - weil es ihm die Hoffnung auf privates Glück zurückgibt.

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um Band 2 einer Serie. Zum Verständnis der Begebenheiten empfiehlt es sich, Band 1 zu kennen. 


Glenna Hughes Howard war eine große Frau mit silbernem Haar, das einmal die Farbe von Ebenholz gehabt hatte, und einem wachen Blick aus dunklen Augen. Im nächsten Monat würde sie achtzig Jahre alt werden. Offenbar befand sie sich trotz gewisser Alterszipperlein bei bester Gesundheit, was Nick glücklich machte. Sie ging mit den eckigen Bewegungen, die Menschen mit künstlichen Hüftgelenken oft zu eigen ist, bestand aber darauf, Kaffee, Tee und Kuchen selbst zu servieren.

    Ihr Händedruck war fest. 

»Wie ich höre, wollen Sie meinen Jungen heiraten«, eröffnete sie das Gespräch, und Mary wurde schlagartig ihre Nervosität bewusst. »Ja«, sagte sie, »das würde ich wirklich gern tun.«  Derart prüfende Blicke hatte sie zuletzt beim Bewerbungsgespräch für den Polizeidienst erdulden müssen, aber sie hielt tapfer stand. Nick nahm ihre Hand und drückte sie.

  »Und warum, junge Frau?«

...

Es kam ihr so vor, als ob in diesem Raum besondere Regeln galten, Regeln einer vollendeten Erziehung, und sie fühlte sich mit ihren amerikanischen Sitten unangemessen lässig, grob und unelegant.

»Sie müssen nicht nervös sein, meine Liebe. Nick hält Sie für etwas Besonderes, und wer wäre ich, um ihm zu widersprechen.«

    Mary wollte in diesem Moment nur eines: Dass Glenna sie ebenfalls für etwas Besonderes hielt, jemanden, der ihrer Geschichte würdig war und der es verdiente, dass man ihm Sympathie und Aufmerksamkeit entgegenbrachte.

Jemand, der Nick würdig war.

 ...

»Glenna, ich möchte nicht neugierig sein oder Ihre Zeit über Gebühr beanspruchen. Ich fürchte, die Sache mit der Zeitung hat etwas aufgeweckt. Und vielleicht bin ich nicht die Richtige, um dieses Wissen mit ihm zu teilen.«

   »Nein«, widersprach die alte Dame und verschränkte ihre schlanken Hände, »das ist nicht der Fall. Es wurde Zeit, dass er seinen Kummer mit jemandem teilt. Man darf solche Dinge nicht in sich verschließen. Er ist ein lieber Junge, aber er musste zu schnell erwachsen werden. Und Sie sind sicherlich die Richtige.« Um dies zu wissen, hatte sie Nick nur in die Augen sehen müssen, als er Mary erwähnte. »Und was Zeit anbelangt«, fügte sie hinzu, »davon habe ich wirklich genug.«

Sie beugte sich vor und klopfte mit der Hand auf das Sofa. »Bitte setzen Sie sich zu mir, meine Liebe. Ich möchte Ihnen ins Gesicht sehen können, wenn wir zusammen die Vergangenheit bereisen.«

 Mary nahm Platz und beobachtete verstohlen, wie die alte Dame sich kurz besann. Über ihre Züge glitt eine Vielfalt an Emotionen.

 »1952 bin ich in den Dienst des alten Earls eingetreten. Am sechsten Februar wurde Elizabeth II. Königin von England, und das war mein erster Arbeitstag in Deerham Hall.

Deerham Hall war das schönste Haus, dass ich je im Leben gesehen hatte. Ich finde noch heute, dass es das schönste Haus der Welt ist. Trotz allem.«

 

(...)

 »Hinter dem Haus, zur Küste hin, waren Knotengärten aus Buchs, und überall gab es Beete mit Rosen und Efeu. Das Haus hatte damals vierzig Zimmer auf zwei Stockwerken, und ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich mich anfangs verlief und Schelte erhielt, weil ich nicht rechtzeitig mit meiner Arbeit fertig wurde.«

 Ihre Stimme nahm einen verträumten Tonfall an, und Mary sah über alle Maßen fasziniert in das Gesicht der Frau mit dem gesunden Menschenverstand, die sich, von einfacher Herkunft und als Kind ihrer Zeit von mangelnder Bildung, ihr Leben erkämpft hatte und alles andere als unbelesen war.

 »Als ich ankam, war der Earl, Nicks Vater, ein sechsjähriges, tyrannisches Kind. Ein älterer Bruder war im Krieg gefallen, mehrere Geschwister an den Krankheiten dieser Zeit gestorben. Nur George war noch übrig, und alle scharwenzelten und buckelten um ihn herum. Ich glaube nicht, dass ihm jemals jemand etwas verweigert hat, und wir Dienstboten natürlich schon gar nicht. Als der alte Earl – Nicks Großvater – bei einem Jagdunfall starb, erbte George den Titel und schlug sofort völlig über die Stränge.

 (...)

Die Ehe mit Cordelia war arrangiert. Sie wurde von der alten Lady vorangetrieben, um dem Gerede im County über das Gebaren von George ein Ende zu machen.«

 

Glenna untermalte ihren Bericht, indem sie durch das Album blätterte. Mary sah vor dem Haus aufgereihte Dienstboten, Pferde und Hundemeuten, faszinierende Autos und imposante Männer in Jagdkleidung, mit Gewehren und Trophäen, und gelegentlich Frauen, die sich mit Teegesellschaften und Verrichtungen an Blumengebinden dezent im Hintergrund positionierten. 

(...)

  »Cordelia war zu jung und zu gut erzogen, um ihm die Stirn zu bieten – abgesehen davon, dass es zu dieser Zeit so etwas gar nicht gab. Die Frauen von Deerham Hall zeichneten sich durch beständige Unpässlichkeit und wenig Interesse an anderen Menschen aus. Eigentlich kein Wunder, dass den Männern der Sinn nach gesunden und willigen Geliebten stand, nach etwas Handfestem; Frauen, die womöglich gelegentlich lachten, Tennis spielten oder tanzten.   


Nick riss schwungvoll die Tür auf. Er hatte einen ölverschmierten Lappen über der Schulter und rieb sich die Hände daran ab.

   Er lächelte erfreut.

»Hugh. Was für eine Überraschung! Wolltest wohl mal sehen, wie wir uns hier eingerichtet haben? Mary ist noch nicht da, aber sie muss jeden Moment –«

 

Er verstummte.

Seit wann kam Hugh in Uniform?

Sah er nicht betreten aus?

Warum schien er nicht zu wissen, wohin mit seinen Händen?

 

»Nick«, sagt Hugh.

Er spricht seinen Namen in einer Weise aus, als könne man die Silbe teilen, und die letzten beiden Buchstaben bilden gegenüber den beiden ersten ein hinterhertändelndes Anhängsel.

 Mary.

                 Ist.

                               Noch.

                                               Nicht.

                                                               Da.

Für Mary war Dienstschluss eher etwas Fließendes, so, wie sie auch sonst selten Grenzen respektierte, und doch ... Nick lehnt sich gegen den Türrahmen, mit schmalen Augen und, plötzlich, unsicheren Beinen. »Hugh, was willst du mir sagen?«

  »Duke«, sagt Hugh, »wollen wir nicht reingehen? Können wir uns … setzen?«

 »Nein«, sagt Nick. Sein Blick irrt durch die warme Luft, die um Hughs Gestalt herumflirrt, an einem strahlenden Sommernachmittag, an dem keinesfalls irgendjemandem, den man liebt, irgendetwas zustoßen konnte. »Sag es. Hier. Jetzt.«  


Eines Nachmittages setzte Nick sein Vorhaben in die Tat um. Fluchend und schimpfend kroch er zuerst im Keller und dann auf dem Spitzboden unterm Dach herum, bis er schließlich einen uralten Schuhkarton mit dem Logo einer britischen Firma, die schon lange nicht mehr existierte, zu Tage förderte.

 

»Das müssen große Schuhe gewesen sein«, bemerkte Mary, als er nach der Bergung angewidert die dicke Schicht Staub vom überdimensionierten Deckel wischte.

   »Stiefel, um genau zu sein.«

»Bestimmt Gummistiefel.« Mary wollte sich kaputt lachen.

  »Da.« Er streckte ihr die Kiste entgegen. Er hatte grandios schlechte Laune. »Du hast gesagt, du brennst darauf, das in die Finger zu kriegen. Jetzt gehört es dir, also mach selber sauber.« Damit drehte er sich um und verschwand mit den Hunden nach draußen. Mary drückte den Karton verblüfft gegen ihre Brust. Dann nieste sie, wegen des Drecks.

   Nachdem sie vorsichtig unter den Deckel gelugt hatte – man wusste nie, was in Kartons vom Dachboden zum Vorschein kam –, stellte sie fest, dass in dem Stiefelkarton eine zweite Kiste, diesmal aus fester, sauberer Pappe, steckte. Sie war völlig unbeschriftet. Mary behandelte vorsichtshalber auch diesen Deckel mit Zurückhaltung, halb darauf gefasst, dass etwas sie ansprang. Als nichts dergleichen passierte (natürlich nicht), schloss sie den Karton wieder, was sie Überwindung kostete, weil sie extrem neugierig auf den Inhalt war.

(...)

    Ganz schön schwer.

    Was wohl drin war?

 Sie schlich eine Weile um den Tisch herum, wie man um ein seltsames Artefakt herumschleicht. Dann zuckte sie die Schultern und ging in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.

  Von der Küchenzeile aus hatte sie die Kiste im Blick. Sie thronte – nein, sie lauerte – auf ihrem Esstisch. Und wartete.

 Mary wartete auch. Auf Nicks Rückkehr. Sie würde das Ding nicht ohne ihn öffnen, ob es ihm passte oder nicht.

(...)

Er betrat den Raum, und sein Blick zuckte sofort zu dem Karton auf dem Tisch. Rundherum waren die Utensilien fürs Abendessen aufgereiht.

   Nick seufzte vernehmlich. Er näherte sich dem Tisch, wie man sich einem explosiven Gegenstand nähern mochte, zog vorsichtig einen Stuhl hervor und setzte sich. Sein Blick wanderte von seinem Teller zum Karton, zu Mary, zum Karton.  Er schwieg. Seine Stirn war in besorgte Falten gelegt.

    Mary beobachtete ihn mit Interesse, sah sein Unbehagen und fand, dass er gewaltig übertrieb.

  Schließlich schob er den halb geleerten Teller von sich und legte mit Bedacht sein Besteck darauf.

   »Okay«, sagte er und sah mit einem angewiderten Ausdruck auf die Kiste. »Hättest du das nicht ohne mich tun können?«

   Mary musterte ihn. »Nein«, sagte sie. 


Auf der Wache war irgendein Tumult. Nichts Ernsthaftes, es wurde gelacht, und seine Ohren filterten Marys Timbre heraus, obwohl die anderen viel lauter waren.        

Nick verharrte vor dem Eingang zum Wachbereich, um sich eine Weile anzuhören, was hier vor sich ging.

Seine Laune verschlechterte sich ebenso schnell, wie seine Augen größer wurden.

  Es war Bear, der den anderen auf der Wache den letzten Einsatz wortgewaltig und anschaulich erläuterte, tatkräftig unterstützt von Ian, dessen Stimme vor Aufregung hochdrehte wie ein überbeanspruchter Motor.

  »Ich liebe meinen Job«, sagte Mary gerade, und lachte wieder. Sie klang selbstsicher. Wenn er sie jetzt ansähe, würde er ihr strahlendes Gesicht bewundern und wie sie ihr Haar zurückwarf, stolz, eine siegreiche Kriegerin am Ende einer außergewöhnlichen Schlacht.

    Eine verdammte Woche war er hier.

Sieben verdammte Tage, und schon brachte Mary sich in Lebensgefahr. An seinem Lid zuckte ein Muskel.

   Zeit, den Landeiern hier mal zu zeigen, wo der Hammer hing.

 (...)

Er knipste ein Hundert-Watt-Lächeln an.

Mary musterte seine tadellose Uniform mit den Silberbiesen an der Seitennaht des Hosenbeins, das weiße Hemd, die verhasste Krawatte, die er bereits wieder gelockert hatte, und verengte die Augen zu misstrauischen, schmalen Schlitzen.

 »Also«, sagte Nick und sah freundschaftlich von einem Gesicht zum anderen, wobei er Mary ausließ, »wie lang war denn die Schlange?«

   Ians Körpersprache erinnerte Mary an Walter, kurz bevor er irgendeinen Unfug machte. Sie holte prophylaktisch Luft, aber es half nichts: Ian nahm die Steilvorlage entzückt an.

 »So lang wie mein Bein und so dick wie Bears Arm!«, platzte er begeistert heraus und strahlte, dass die Sommersprossen auf seiner Nase nur so tanzten.

 »Tatsächlich«, sagte Nick gedehnt und pfiff mit vorgetäuschter Anerkennung leise durch die Zähne.

Das kam bei Ian gut an. »Ja, Chief, ehrlich, und du glaubst ja nicht, was –«.

   »Ian, du hältst jetzt sofort die Klappe«, sagte Mary.

Nicks Blick richtete sich auf sie. Er lächelte falsch. »Aber nein, lass ihn doch.«

   Sie verstummte.


Er nickte zu dem Kuchenteller hin, pickte mit der Gabel ein Stück auf und betrachtete es angelegentlich. »Mangos machen übrigens geil, wusstest du das?«

  »Himmel, wer sagt das denn?«

»Kamasutra. Ich brauch übrigens keine Mangos, bin ich auch so. Trotz deines seltsamen Zwangs, zwölf Mal zu kontrollieren, dass die Herdplatten aus sind. Das ist schon ziemlich irre.«

 

Sie verharrte gedanklich einen Moment bei seinen expliziten Kenntnissen. Aber dann wurde sie ernst. »Ich dachte, du würdest irgendwann das Interesse an mir verlieren«, murmelte Mary, mit gesenktem Kopf, und milderte ihre größte Angst mit einem kleinen, unsicheren Lachen, das ihn für mindestens eine Minute zum Verstummen brachte.

  Dann sagte er: »Das Interesse verlieren? Dann könnte ich auch gleich das Interesse am Atmen verlieren. Oder daran, dass mein Herz schlägt.«

Sie umrundete mit dem Zeigefinger den Rand der Kaffeetasse, den Rand des Tellers, schob Kuchenkrümel hin und her und musste erst wieder zu einem lockeren Ton finden, bevor sie eine Entgegnung hervorbrachte, die etwas grob ausfiel (was er merkte, denn er lächelte fein).

»Du bist ein elender Lügner, Nick Ellis. Das sind mittlerweile fast fünf Jahre! Kansas nicht eingerechnet.«

  »Na und, glaubst du, sowas nutzt sich ab? Wie Bremsbeläge oder Reifen?«

Sie holte sich den Teller zurück. »Du liebst solche Vergleiche, stimmt’s? So kann auch nur ein Mann denken. Aber da du schon fragst: Ja, das glaube ich in der Tat!«

 »Aha, also ist das bei dir so? Wie leid bist du mich denn schon? Müssen wir demnächst das Licht ausmachen, wenn wir miteinander ins Bett gehen?« Seine blauen Augen bekamen diesen leicht verschlagenen Ausdruck, bei dem sie immer an Walter denken musste: So sah Walter aus, wenn er ein besonders perfides Spiel im Sinn hatte, geeignet, um jeden anderen Hund der Welt in den Wahnsinn zu treiben.

»Du guckst Walter-mäßig«, sagte Mary. »Auf dieser Ebene kann man nicht diskutieren, das ist dir doch hoffentlich klar.«

  »Und du weichst meiner Frage aus, Liebste. Das ist ganz schlechter Stil und außerdem in höchstem Maße feige.«

Sie hielt ihm ihre Gabel hin und sah vollkommen fasziniert zu, wie er die Lippen öffnete, das Kuchenstück nahm und für einen Moment genießerisch die Augen schloss.

  »Also?«, fragte er dann mit vollem Mund. Sie lachte wieder und lehnte sich über den Tisch, näher zu ihm.

   »Das Licht kann noch an bleiben«, sagte sie. 



»Tja, und damit wären wir beinahe am Ende unserer Geschichte«, sagt Mary und stößt einen Seufzer aus. »Was sagen Sie dazu, junger Mann?«

  Es ist eine rhetorische Frage, denn John weiß, dass ihnen der größte Brocken noch bevorsteht. »Und, ging es ihm danach besser? Kam er darüber hinweg?« Neugierig sieht er ihr ins Gesicht.

  Sie wackelt mit dem Kopf, so, wie Nick es getan haben könnte, und lächelt. »Ja, ich denke, das tat er. Obwohl ich mir dessen nie ganz sicher war. Nick ist –«.

  Gott, wann würde das je aufhören?

»Nick war wie eine Zwiebel. Kaum war die eine Schicht mühsam abgepellt, hatte man schon die nächste vor sich.«

   Sie spielt mit ihrer Halskette, eine nervöse Geste, die nicht gut zu ihr passt, und sammelt ihre Gedanken, während sie unter der Markise hervor in den strahlenden Himmel sieht.

»So viele Jahre sind seitdem vergangen«, sagt sie, mit den Gedanken weit weg; vielleicht in einer Vergangenheit, von der sie noch immer zehrt, die sie durch die Gegenwart trägt, die ihr jedoch mehr und mehr zu einer Last wird, weshalb sie sie teilt.

»Jetzt bin ich beinahe so alt wie Nicks Mutter, als sie starb.«

   John nickt. »Was ist mit dem alten Earl passiert?«, fragt er und dreht sein Glas langsam in den Händen, bis seine Handflächen feucht und kühl sind vom Kondenswasser des geeisten Getränks.


Als sie zu ihm ins Bett kroch, sann sie sekundenlang darüber nach, was schöner war: die köstliche Steifheit der frischen Bettwäsche, die samtige Weichheit des Lakens oder das heimelige Knarren des massiven Bettes. Dann berührte ihr Haar mit feinem Knistern das Kissen, ihre Fingerspitzen erreichten seine Schultern, sein Atem ging schneller, und die Frage erübrigte sich. Seine Haut duftete nach Nick und nach Duschgel, Mary war sofort bereit, und ihre gesamte Konzentration verlagerte sich auf ihn.

 

 Seine Lippen sind zugleich weich und fest, kühl nach der Zeit, die sie draußen verbracht hatten.

Ein kurzes Sich-Zurückziehen, seinen Hinterkopf umfassen, Hände auf der Brust, ein kurzes Von-sich-Schieben, um ihm in die Augen zu sehen.

 (...)

  Ein Wimpernschlag an der Wange, verhaltenes Stöhnen und ein Kribbeln tief von innen heraus.

 Der Druck seiner Lippen, intensiver und tiefer, besitzergreifend.

 (...)

Er küsst sie. Es ist ein Kuss, den man noch Stunden später auf den Lippen spürt, so dass man zwei Finger daranlegt und ihm nachlauscht, wie einem beglückenden Klang. 

 »Wo befinden wir uns denn jetzt, auf deiner Skala?«  


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