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Instagram-Beitrag: "Wie viel Geld gebe ich für meine Texte aus"

Thema beim  #wewritewednesday von @sally_n_writes war am 16.06.21 die Frage, welchen finanziellenAufwand man für die eigenen Texte betreibt.

Damit erwischte sie mich mit meinem absoluten Aufreger-Thema.

Wer jemals in einer Jury für einen Buchpreis oder einer Ausschreibung war, weiß es: die Qualität der eingereichten Bücher ist trotz der wirklich leicht erhältlichen Aufklärung mies, wenn nicht gar grottig.

Das wäre leicht zu ändern, aber das Ding ist: 

 

Spaß kostet. Es gibt Ausnahmetalente, die nicht nur toll schreiben, sondern auch perfekt überarbeiten, toll setzen und zudem noch ein Cover umsetzen können, das preisverdächtig ist. Vielleicht ist jemand auch zufällig Grafikdesigner mit zehn Jahren Berufserfahrung und einem geialen Schreibstil.

Ist aber selten.

Als Verlagsautor hat man es relativ leicht: schreiben, Überarbeitung, abschicken, Lektorat einarbeiten, abschicken, Korrektorat einarbeiten, vielleicht noch etwas zum Marketing beisteuern.  Den Rest machen die anderen.

Als Selfpublisher ist man eine Ein-Mann-Show mit der vollen Verantwortung für alles. Um nicht völlig durchzudrehen, muss man etwas auslagern. Und das kostet leider Geld.

 

Ich bin bereit, für gute Leistung zu zahlen: ein Cover vom (namhaften)Profi. Mindestens aber ein aufgearbeitetes Premade. Auch das kostet manchmal schon vier große grüne Scheine.

Dazu: Ein Lektorat von jemandem, der’s kann. Ein Korrektorat zum Abschluss, um mir Peinlichkeiten zu ersparen, wie sie oben in der Mail von einer Leserin passiert sind (okay, das ist natürlich wenigstens witzig).

Ja, das kostet. Na und? Ich bin in einem Stadium meines Lebens, wo ich mir dann eben ein oder zwei oder vier paar Schuhe (und die Jeans. Okay, den Mantel auch nicht. Jedenfalls nicht diesen Monat) weniger kaufe.

Es muss aber im Rahmen bleiben.  Die wenigsten SP’ler können sich Lektorate mit NS-Preisen von 5 € aufwärts leisten, aber es gibt auch Lektoren mit annehmbaren Preisen oder sogar einem Rabatt. Man muss auch nicht alles auf einmal machen.

Es gibt sogar Lektoren, die Gratis-Kurzlektorate im Wert von 70 € verlosen 😉 Ratet mal, wer und wo.

 

 

Ich ärgere mich über Bücher, denen man mangelnde Professionalität ansieht, egal in welcher Hinsicht. Ich ärgere mich über die Fehleinschätzung, der ein Autor unterliegt, NACHDEM er Wochen und Monate an einem vielleicht fantastischen Buch geschrieben hat! (aber ich ärgere mich auch über Fehler in Schnipseln, wobei das in manches Genres allerdings keinen Leser juckt. Oder es überhaupt merkt).

Vielleicht reicht ja ein Kurzlektorat, um euch auf die Sprünge zu helfen.

 

Was auch immer: Verzichtet niemals auf ein Abschlusskorrektorat. Und wenn ich es mir vom Munde absparen müsste: Korrektorat muss sein. Ich finde es todpeinlich und schrecklich frustrierend, wie viele Fehler in den Einreichungen sind, die über die Tische eines Verlages gehen. Verlagsmitarbeiter MÜSSEN großzügig über solche Dinge hinwegsehen, sonst kämen sie kein Stück weiter mit ihrer Arbeit, aber man hinterlässt eben immer einen bestimmten Eindruck, und dann wird eben nicht mehr so richtig für dieses Buch gekämpft in der nächsten Konferenz, denn man hat ja da noch die fünf anderen, bei denen der Aufwand (schon des Lesens) deutlich geringer – und somit für den Verlag günstiger - ist.

 

Man kann Exposés lektorieren lassen, man kann Leseproben lektorieren lassen. Das kostet nicht viel, aber es gibt einem die Sicherheit, dass der Empfänger wenigstens nicht wegen irgendwelcher Mängel die Augen verdreht und die Delete-Taste drückt. Das passiert nämlich mit ungepflegten Texten. Macht euch die Mühe, investiert in solche Dinge!

Man muss natürlich bei einer Verlagseinreichung nicht das ganze Manuskript perfektionieren. Das sind unnötige Kosten, und gute Verlage habe ihre eigenen Leute für so was.

Gute Verlage. Kleinverlage oft nicht, und da passiert es dann schonmal, dass der Text so bleibt, wie er ist: mit einer ärgerlichen Fehlerquote von über 0,3.

 

Es geht weiter mit dem Marketing:

Ohne Marketing kannst du dein Buch auch gleich in der Schublade lassen. Marketing braucht ein bisschen Merch (finde ich. Die Meinung muss ja nicht jeder teilen.)  Und Prints! Verschicke Taschenbücher (mit deinem Merch). Lesezeichen und Postkarten kosten wirklich nicht viel, aber fünfzig Taschenbücher plus Paketporto schon.

Um dich nicht völlig zu verzetteln, mach eine Kalkulation.

Was ist mit kostenpflichtiger Werbung? Nö, hab ich noch nie gemacht, da kann ich nicht mitreden.

So. Mehr fällt mir auf die Schnell nicht ein. War ja auch genug. In diesem Sinne: Viel Erfolg für euch alle!

Man gönnt nicht SICH dieses teure Cover, man gönnt es seinem Buch. Und verhilft ihm damit dazu, sich womöglich von den 80 weniger guten Büchern anzuheben.

Isso.

Sorry.

Leser sind Augentiere.

 

Welche Bücher tauchen immer und immer wieder in den Beiträgen auf? Die Schönen. Die Besseren.

Geldausgeben ist vor allem: Investieren. Ohne Investition geht’s nur schleppend. Wenn ihr das Geld nicht habt, findet Alternativen oder sucht euch Sponsoren (das geht!!). Aber verzichtet bitte bitte nicht auf Qualität, sowohl optisch wie auch inhaltlich.

 

Wofür ich oft kein Geld ausgebe: Buchsatz. Das kann man sich aneignen. (Kostet auch: ZEIT!) Obwohl, für eins der nächsten Bücher macht das eine Agentur, die nicht gerade Schnäppchen anbietet …

 

Wofür ich nie-, nie-, niemals Geld ausgeben würde: DKZV. Aber das wird sich ja hoffentlich herumgesprochen haben.

Was sich ganz offensichtlich noch nicht herumgesprochen hat, ist, dass man mit DIY-Büchern nicht punkten kann.

Bei Wettbewerben braucht man ohne die Unterstützung von Profis gar nicht erst antreten, spart euch die Mühe: Jede Jury merkt das. Die Qualität der eingereichen "Herzensbücher" ist oft dramatisch schlecht, aber das wollen zwei Drittel der Bewerber nicht hören. Was sich hinter dem selbstgebauten Cover verbirgt, interessiert bis auf eure Freunde keinen Menschen, wenn’s nicht toll verpackt ist.

 

 

Ich habe die Ausgaben bisher noch nicht bereut. Ich komme mir zwar manchmal vor wie Marie Antoinette, aber ich habe das Glück, alle Kosten bisher wieder reinbekommen zu haben. Die Gewinne waren anfang zwar sehr, sehr schmal, aber es hat immer gereicht.

Fragen? Immer gern!

 

Dieser Artikel findet sich auf meinen Instagram-Feed, ist aber faktisch zu lang für Insta. 

©megmcgary2021

 

 

 

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