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Liebe Leser!

Liebe Leser!

 

Wir Autoren lieben euch und schätzen euch sehr. Wir umwerben euch, umgarnen euch, tun (fast) alles, um euch zu gefallen. Wir lassen Cover gestalten, die euren Blick einfangen. Wir beschäftigen Heerscharen von Testlesern, Lektoren, Korrektoren, um euch Fehler, Unzufriedenheit und holprige Textpassagen zu ersparen.  Wir machen Gratisaktionen, Preisaktionen, Buchverlosungen, Leserunden, Lesungen, Messerunden. Natürlich schreiben wir auch, mit Herzblut, mit Kopfzerbrechen, mit schrecklichen Mühen, in etwa so, wie man Kinder auf die Welt bringt. Und sie großzieht. Und dann loslässt und in die Welt schickt, damit sie irgendwo etwas bewirken, Gutes tun, Freunde finden, Dinge verändern.

Damit sie geliebt werden. 

 

Habt ihr gewusst, dass Autoren (die meisten jedenfalls) vor allem eins wollen: Anerkennung? Anerkennung ist kreativen Menschen meist noch wichtiger als das Geld, das man verdient. Okay, manche verdienen auch richtig viel Geld und haben damit sowieso schon automatisch jede Menge Wertschätzung,  werden in der Zeit besprochen und sitzen in RTL-Shows auf Sofas, aber das ist ein anderes Thema. 

 

Vielleicht hilft es , wenn man das sperrige Wort "Rezension" mit dem viel einfacheren Begriff "Bewertung" ersetzt. 

Rezensionen sind was für Profis: Literaturkritiker, Blogger, Feuilletonisten. Ich möchte euch bitten: Wenn ihr ein Buch gelesen habt, bewertet es.

 

Rezensionen werden häufig nach einem ganz bestimmten Muster gebaut:  Zuerst erstellt der Rezensent eine umfangreiche Inhaltsangabe des Buches, das er bewertet. Damit zeigt man, dass man sich tatsächlich durch das Werk hindurchgeackert hat. Diese Fleißarbeit nimmt dann schon Mal ein Drittel der Rezension (auch liebevoll "Rezi" genannt) ein. (Erwähnte ich, dass ich Diminutive hasse und der Hund einer Bekannten so heißt? Egal).

Puuh. Da sucht jemand (online) nach einem Buch. Ich frage mich immer: Welcher Leser möchte denn jetzt eine Buchbeschreibung haben? Das steht doch a) schon im Klappentext und b) in der Leseprobe. Bis der geneigte Buchinteressent da zum Kern der Sache kommt, ist er schon müde und hat sich am Handy-Display die Augen verblitzt. Trotzdem ist redundantes Rezensieren nicht auszurotten. Ja. Kann man machen! Muss man aber nicht, jedenfalls nicht, wenn man nicht - mindestens! - Blogger ist. 

(Ich glaube, man lernt  "korrektes Rezensieren nach Schema F" heutzutage schon in der Schule. Leistungskurs Deutsch. Sollten lieber mehr Grammatik lernen, die geschätzten Schöler von heute, die mit den in die Handflächen getackerten Smartphones. Egal. Ich schweife ab.) Nach der ausführlichen Beschreibung, was in dem Buch also so los ist, kommt die persönliche Meinung. 

Als letztes erfolgt meist ein kleines bis größeres Fazit. Und natürlich: Sternchen, meist zwischen einem und fünf. Fertig. Enter. Senden. Ende Gelände. 

Um so eine Rezension zu bekommen, muss der Autor schon ganz schön viel tun: Werben.  Buch verkaufen! (Oder verlosen. Verleihen, z.B. via Kindle Unlimited. Verschenken. 

So. Jetzt wisst ihr Bescheid.

 

Klar möchte auch ich tolle, ausführliche Rezensionen in großer Zahl, die zeigen, dass sich der Leser intensiv mit dem Inhalt, den Protagonisten und der Botschaft meines Werkes auseinandergesetzt hat. Häufig sind das sehr durchdachte, ehrliche, aber auch liebevolle, schmeichelhafte und wunderbar zu lesende Texte, die dem Buch zum Vorteil gereichen.

Aber von welchem Leser darf man stundenlange Nachbereitung verlangen? Rrrrichtig: nur von denen, die das profimäßig betreiben (oder das Buch für lau bekommen haben Quid pro quo!).

 

To do

Bei den meisten Online-Plattformen (Amazon, Lovelybooks, Thalia...) gibt es eine Möglichkeit, Feedback zu hinterlassen. Bitte nutzt es! Es ist sooo einfach.

Habt Mut! Man muss keinen literarischen Erguss abliefern. Nur seine Meinung sagen. Drei, vier, fünf Sätze reichen schon. Man muss noch nicht mal seinen richtigen Namen verwenden. Alles, was man tun muss, ist, sich in sein Konto beim jeweiligen Händler einzuloggen. Ach so, das Buch vorher gelesen habe sollte man schon. 

Gefälligkeitsbewertungen sind scheiße. Kein Autor, der auf sich hält, will welche.

 

Neuerdings gibt es sogar die Möglichkeit, nur Sterne anzuklicken - ohne Text. Ohne Begründung. Ohne Wertung, ohne Meinung. 

Ohne Sinn? Das soll jeder Leser, der sich auf Buchbesprechungen verlässt, selbst entscheiden. Soll jedenfalls Missbrauch verhindern. Ob das funktioniert, weiß ich nicht, aber die Amazon-Rankings sind mir ja auch höchst rätselhaft.

Ich bin nicht nur Autorin, sondern auch Leserin. Als Leserin kaufe ich Bücher mir unbekannter Autoren nach folgenden Kriterien: Thema, Cover, Bewertungen. Ich nehme an, damit gehöre ich zum repräsentativen Durchschnitt (bei Lieblingsautoren kaufe ich einfach jedes Buch, blind, egal, was drinsteht).

 

Falls der Autor Selfpublisher ist, nicht gerade von seinem Verlag beworben wird oder seine Freunde von der Notwendigkeit und dem Sinn einer Bewertung überzeugen kann, bekommt er für etwa jedes 70. verkaufte  oder geliehene Buch die freiwillige Rezension eines echten Lesers.

  Da muss man schon lange für stricken, pardon, werben, bis was zusammenkommt. 

Und genau dafür ist meist wenig Geld da. Selfpublisher sind Sparbrötchen: Sie machen alles, was ein Verlag macht, allein, und aus eigener Kasse. Bei mir ist es so, dass die Hälfte meiner Tantiemen an die beiden gemeinnützigen Vereine gespendet werden, bei denen ich ehrenamtlich unterwegs bin: Die Laborbeaglehilfe e.V. kriegt das Geld, was über die Hundebücher kommt, und der Kasseler Hospizverein bekommt das, was bei den Romanen hängenbleibt. Buchbewertungen sind kostenlose Werbung. Je mehr Buchbewertungen, desto bessere Werbung. Je mehr Verkäufe, desto mehr Geld für gemeinnützige Projekte.

 

Ich schreibe übrigens für jedes Buch, das ich kaufe oder über KU leihe, brav eine Bewertung. Nachdem ich ein Buch beendet habe, ist mein Kopf so voll von den gewonnenen Eindrücken, dass ich es genieße, die kurz zu Papier zu bringen. Man darf ehrlich bewerten! Aber fair bleiben muss man. Wenn der Autor schlicht nicht euren Lesegeschmack getroffen hat, ist das nicht seine Schuld. Lest nächstes Mal die Buchbeschreibung mit Sorgfalt, führt euch die Leseprobe zu Gemüte, schaut euch an, was der Autor noch so veröffentlicht hat, guckt nach den Leserunden. Man muss definitiv kein Geld für Dinge ausgeben, die man nicht mögen wird.

 

Ganz oben, in der Einleitung, hab ich darüber referiert, was Autoren alles tun, um euch zu gefallen. Vielleicht habt ihr ja Lust, den Autoren was zurückzugeben. Allumfassende Begeisterung wäre super, Grund dazu gibt's aber (wie im echten Leben) eher selten. Ein Lob wäre toll. Ganz klar: Manche Bücher schreien nach Kritik. Andere sind grottenschlecht, trotz Hype. Die ehrliche, offene Meinung ist immer richtig.

Wie auch immer: Bitte bewertet, was ihr lest! Alles in allem: Dauert höchstens zehn Minuten, inklusive einstellen. 

 

 

P.S.: Gewisse Sätze kann man in Bewertungen weder als Autor noch als Leser gebrauchen. Welche das sind, schreibe ich demnächst mal. Dann wird es aber wieder ironisch. 

Und wenn ihr Fehler (nicht der grammatikalischen, aber der logischen und ermittlungstechnischen Art) in einem Krimi findet... bitte schickt es an: MICH! 

Dann schreib ich das in den nächsten Blogtext ;-)

 

© Megan McGary 2019

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