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Wie ein Adler in seinem Nest*

*Wegen dieses fehlerhaften Satzes habe ich die Veröffentlichung meines 1. Romans gleich wieder zurückgezogen. Und erst nach einer nochmaligen Überarbeitung - der ich-weiß-nicht-wievielten, denn selbstverständlich gab es vorher schon ein paar - erneut veröffentlicht.

Bei der Gelegenheit habe ich wieder einmal gelernt, dass die Hinzuziehung ehrlicher Beta-Leser und guten Lektoren oft den Unterschied zwischen gefährlichem Halbwissen und echter Expertise ausmacht.

Die Hinzuziehung ehrlicher Beta-Leser und die sorgfältige Einarbeitung der Vorschläge des Lektoren verhindert womöglich, dass ihr euer kostbares Buch der Lächerlichkeit preisgebt.

Wobei man bei berufsspezifischen Texten (Krimi!! Polizei!!) auch berufsspezifische Textchecker haben sollte, sonst ergibt das alles keinen Sinn.  

In diesem erheiternden Text möchte ich Fehler zum Besten geben. Eigene. Und fremde!

Nicht Vertipper (Beispiel: udn statt und) oder normale Rechtschreibfehler (Beispiel: sie statt Sie)

Nein, richtige Fehler und Peinlichkeiten. Man könnte auch sagen: das, was der Lektor finden sollte (im Gegensatz zum Korrektor, der für die obigen Missgriffe zuständig ist).

 

Wie mein armer Adler, der selbstverständlich nicht in einem Nest hausen muss, um das Tal am Fuße des Mount Rainier zu überblicken, sondern einen veritablen Horst bewohnt. Ich bin der aufmerksamen Leserin sehr dankbar! (Nein, ich lektoriere nicht selbst! Alex!! Wie konntest du das übersehen?)

Als Nebenbei-Lektorin (Krimis & so, ihr wisst schon) kommt einem so einiges vor die Füße. 

Da verwendet eine Jungautorin in ihrem "Thriller" über einen Amoklauf in einer deutschen Stadt ausgerechnet den Vornamen eines echten Amokläufers in einer deutschen Stadt, noch gar nicht lange her. Doch, das IST peinlich. Zeugt von miserabler Recherche, oder Ignoranz.

Oder Flüge. Nicht jeder Flughafen führt zu jeder Destination. Informieren Sie sich bitte, bevor in Ihrem Roman steht. man könne von Paderborn nach Beijing fliegen, denn DAS STIMMT NICHT!

Falsch gebrauchte Begriffe sind auch immer Grund zur Sorge. Mein persönliches Highlight: Megäre mit Hetäre verwechselt. Danke, danke, Alex! Ja, dafür bezahle ich dich. Gerade noch mal gut gegangen :-)

Redundanzen sollte jeder Lektor finden:  externe Gebäudeteile sind per se außerhalb des Haupttraktes und benötigen nicht einen erläuternden Nebensatz zur Ortsbestimmung.

Wiederholungen gibt es auch in anderer Form, etwa, wenn jemand bereits am Gartenteich stand, einen Satz später dann - ups - zum Gartenteich geht. 

Ärgerlich wird es, wenn sich Fehler wiederholen. Unlängst las ich einen Roman, in dem die Autorin es genau 31 mal versäumt hat, die Anrede (genau: Sie, nicht "sie") korrekt zu schreiben.

Gerne genommen - von mir - ist auch folgendes: unterschiedliche Schreibweisen des gleichen Begriffs, etwa "Phantasie" und "Fantasie". 

Und der Klassiker: Namen von Protagonisten verwechseln, körperliche Merkmale verändern...und glauben, der Leser merkt's nicht :-) 

Tretet euren Lektor vors Schienbein, wenn er sowas nicht checkt!

 

-->--> Fehler sind Rudeltiere: Fortsetzung folgt. Wenn Sie was aufgespürt haben: bitte melden! 

 

 

Ich bin übers Testlesen zum Schreiben und übers Schreiben zum Lektorieren gekommen. Meine erste Lektorin (beim ersten Buch) war eine überbezahlte Pfeife. Ich habe einen guten Blick für Fehler, bin aber nicht gut genug ausgebildet, um Korrektor zu sein. Gute Korrektoren haben - mindestens - ein abgeschlossenes Germanistik-Studium und sind Höchstleistungs-Rechtschreib-Freaks. Sie kennen jede Rechtschreibreform und verstehen das, was das aktuelle Nachschlagewerk ihnen sagt, wenn sie denn mal nachschlagen müssen. Ich gehöre zu jenen Autoren, denen die Korrektorin gefühlt vierzig Mal die falsche Schreibweise von "zu viel" anstreicht. 

Deshalb lektoriere ich ab und zu. Sollte ich einen Fehler finden, kümmere ich mich natürlich drum, aber - siehe oben. 

 Beim Lektorieren (bedeutet: "ein Manuskript prüfen, begutachten") achte ich auf:

- Erzählzeit und -ort

- Erzählperspektive

- Erzähldichte

- Logik, Konkludenz

- Handlungsbogen

- Genre

- Zielgruppe.

(Abgesehen davon auf alles, was mit Polizei und Hunden zu tun hat.)

Nach den Erfahrungen der letzten Wochen, die allesamt ziemlich traurig und zeitintensiv waren, warte ich noch immer auf "das" Manuskript. Probelektorate (bis 20 Seiten) mache ich kostenlos.  Nur Normseiten, .docx. Anfragen bitte per Mail :-)

 


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