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Leserunden am Rande des Nervenzusammenbruchs

Go through hell

 

Kurz nachdem mein Debütroman veröffentlicht war, wagte ich den ultimativen Abenteuertrip für Autoren: Eine Leserunde bei LovelyBooks.

Nach etwas Vorarbeit stelle ich das Buch vor, teile es in handliche Beurteilungsportionen ein, denke mir zwei kleine Bewerbungsfragen aus, setze eine Frist (4 Wochen, weil der Schmöker so dick ist) und warte abZur Verlosung stehen 10 Taschenbücher und 5 E-Books.

Schnell finden sich an die 45 Interessenten, die gerne eines der Bücher gewinnen wollen. 

Fast ebenso schnell sind die 15 Gewinner ausgelost – ich orientiere mich an meiner Zielgruppe, sortiere ein bisschen, jage die Bewerber durch den Zufallsgenerator und hoffe auf eine „gute Mischung“.

Tatsächlich habe ich dann 7 Printausgaben und 8 E-Books verschickt, die Prints mit Goodies als kleinem amuse geule. Ich dachte, das bringt ein paar Punkte.

War eher nicht so. Hierbei ist es natürlich so, dass die E-Books eher wenig begehrt sind: Alle wollen Prints. Weil mir die Profile einiger Print-Fans zusagten, habe ich dann zwei mehr lockergemacht. Man hat’s ja.

Die Bücher werden verschickt (als Maxibrief. Geht schneller. Ist teurer. Hat niemand honoriert, könnt ihr euch also sparen. Egal. Was tut man nicht alles).

Wenige Tage später:

 

 

Ring frei! 

 

Als erstes geht es um Cover, Klappentext und Titel. Ich habe ein Cover von Laura Newman, beim Klappentext hat mich eine tolle Kollegin unterstützt. Es glückt:  Die Meldungen sind durchweg positiv. Über den Titel wundert man sich, aber ich hatte weitaus mehr Stirnrunzeln erwartet. Aufgefallen ist erstmal nix. Hat mich ein bisschen enttäuscht. Wer so auf Konfrontationskurs geht wie ich mit allem an diesem Buch, der lechzt nach Action! Wer nennt sein Buch auch bitte Navigieren bei Glatteis. Im Frühling!

 

Von den 15 vermelden immerhin 8 den Erhalt des Buches und bedanken sich artig. Drei mucksen sich später im Rahmen der ersten Kapitel. Von den verbliebenen 4 habe ich – bis auf eine Ausnahme, die ich mit den anderen hernach anschrieb, um rauszufinden, ob sie überhaupt noch lebt – nie wieder gehört.

Da gratuliere ich doch! Zum geschickten Abgriff eines nagelneuen Buches im Wert von 17 € + Porto + Goodie, ohne auch nur den geringsten Finger dafür zu rühren, und verbuche das als Lehrgeld. Ob die Leute es je gelesen haben, werde ich wohl nicht erfahren, allerdings hat einer das Buch gleich als „gebraucht“ auf einer entsprechenden online-Plattform weiterverhökert. Um es gelesen zu haben, war das ein bisschen flott!

 

 

Leseabschnitt 1: Kapitel 1 bis 8

 

Es hagelt Kritik. Ich kapiere sofort, dass es sich bei LovelyBooks um psychologisch nicht ungebildete Menschen handelt: Die Beanstandungen sind verpackt in folgende Formel:  Lob – Kritik – Lob –vernichtende Kritik. Zunächst haben einige Leserinnen (der einzige Herr liest ja nicht mit) Schwierigkeiten mit der Einteilung: Die Abschnitte hätte ich mit Seitenzahlen und/oder den Überschriften einteilen sollen. Stimmt. Ein LB-Anfängerfehler. Bisschen unübersichtlich. Erstes Lernziel: erreicht.

 

Nächster Punkt: Rechtschreibfehler gefunden.

Ich bekunde mein Interesse daran, auf Rechtschreibfehler aufmerksam gemacht zu werden. Ja, es gibt welche - auch wenn ein Lektor und eine Korrektorin an dem Buch gesessen haben. Ich bin – da ich die Vorfassung und die Überarbeitungen kenne – sicher, dass die beiden ihren Job grandios gemacht haben. Dass jetzt noch eine Restfehlerquote vorhanden ist, könnte eventuell an meinen nicht mehr ganz konzentrierten Korrekturen zum Ende hin liegen, oder schlicht daran, dass ich was übersehen habe. Oder nicht ändern wollte, aus Besserwisserei.

Jemand bemängelt, dass im E-Book Fehler im Buchsatz seien. Überprüfung ergibt: keine Fehler, alles Schick. Manchmal liegt es auch am Medium des Empfängers.

 

Die Aufdeckung eines von mir falsch benutzten Begriffes erwischt mich kalt und ärgert mich richtig. Wie blöd. Wie konnte das durchrutschen? (Hey, Alex! Wozu bezahle ich dich eigentlich?)

Das ist der Moment, in dem ich anfange, darüber nachzudenken, das Buch zu überarbeiten.

 

Das Wesen und der Sinn einer Leserunde besteht darin, dass man am Ende bestenfalls 15 verschiedene Sichtweisen auf ein und dasselbe Buch hat.

Ich kann Ihnen versichern: Rezensionen zu bekommen, geht auch leichter. Hätte ich nicht einfach warten können, bis irgendjemand das Buch mit ein paar Sternen bewertet? Nein, ich wollte es ja genau wissen!

Ergo: Stoßt eine Leserunde nur an, wenn ihr die Kapazitäten habt, euch mit der Sache zu befassen. Leserunden rauben euch den letzten Nerv und den letzten Rest eurer Zeit, die ihr eigentlich dazu verwenden wolltet, das frisch aus dem Lektorat zurückerhaltene Manuskript von Band 2 aufzuarbeiten.

Stattdessen werdet ihr in Band 1, Kapitel 1, zurückkatapultiert.

 

 

Schatz, wir müssen reden

 

Es wird diskutiert. Kapitel 1 von Navigieren bei Glatteis spielt in der Zukunft. Der gealterten Protagonistin kippte ich einen Reporter vor die Füße, der sie interviewen soll.

Die meisten Autoren schreiben die Geschichte, die sie selber lesen möchten. Vielleicht ist es eine, die einem bislang in anderen Werken gefehlt hat. Oder eine, von der ihr glaubtet, es besser machen zu können. Ich erzähle gern. Ich schmücke Bilder aus und spiele mit Begriffen, die man nicht jeden Tag hört. Genau das wird mir jetzt im Viererpack vorgeworfen: Zu viele Bilder. Viele Vergleiche, zu viel Ablenkung. Ein verschachtelter Satz! Warum ist der Weg so weit, und warum hat der Typ eigentlich so beschissene Laune, muss das denn sein? Tut dieses Kapitel überhaupt not, und wer will das denn wissen, wie die mit 70 ist?

Zukunft? Was soll das? Wo bin ich, und warum, und geht das nicht gängiger? 

Es mag sich niemand darauf einlassen (ich bin völlig down und gebe es umgehend einer hochgeschätzten Autorenkollegin, die bisher noch nie etwas von mir gelesen hat außer den Anmerkungen, die ich lektorierenderweise an ihren Büchern mache. Sie ist hingerissen. Ich rufe meinen Lektoren an und schildere das Problem. Er sagt, ich sei entweder sehr dumm oder sehr mutig, und lacht ein bisschen).

Die Leserundenteilnehmerinnen, immer noch vier (!) an der Zahl, schießen sich ein.

 

Wie viel Verteidigung darf sein? Ist es angebracht, sich zu rechtfertigen für das, was man in anderthalb Jahren fabriziert hat? Was durch einige Hände gegangen ist, gegen ordentlich Asche?  Ich möchte mich nicht verteidigen und gehe auch nicht mit allem konform.

Aber wenn vier Frauen, die sehr genau lesen, das gleiche sagen, könnte es sein, dass sie recht haben. Dem kann nicht mal ich mich verschließen. Oder Alex. 

 

Ganze Szenen werden angemerkt, die ich als elementar für den Fortgang der Story erachte. Es ist möglich, dass sich einem das erst später erschließt. Die Geschichte hat letztendlich 1000 Seiten. Man kann jetzt noch nicht alles haben. Ich beschließe, die Nerven zu behalten.

 

Kritikfähig bin ich. Ich bin wirklich ausgesprochen dankbar für jeden Fehler, auf den man mich aufmerksam macht, damit ich ihn vor Veröffentlichung der echten Auflage tilgen kann. Ich bin bereit, zu kürzen und nachzubessern. Jeden Abend rufe ich mir brav mein PDF auf, korrigiere die Fehler, überprüfe die strittigen Passagen. Dankbar stelle ich fest, dass nicht alle vorgefundenen Fehler auch echte Fehler sind. Auch wenn ich das Manuskript noch zehnmal lese: ein Restrisiko bleibt, und bei jedem einzelnen Durchgang finde ich irgendeine vergessene Endung, eine Doppelung, ein falsch gesetztes Komma.

 

Ich spreche mit Mila. Mila hat mein Manuskript korrigiert. Sie bleibt total cool, geht mit mir die Fehler anhand des Bearbeitungsverlaufes durch und sagt ein-, zweimal „siehste“.

Aber sogar ein Profi darf Dinge übersehen. Mit ein paar Internetclicks beweist sie mir, dass eine gewisse Fehlerquote sein darf. Auch Korrektoren sind nur Menschen. Lektoren auch. Sogar, wenn sie für einen Verlag arbeiten.

Wussten Sie, dass am Ende trotz professioneller Arbeit 0,3 Prozent an Fehlern drin sein dürfen? Mein Buch hatte – zum Zeitpunkt der Leserunde – gut 173 600 Wörter auf 544 Seiten.

Somit dürfte es 520 Fehler beinhalten, so ziemlich auf jeder Seite einer, inclusive Titelei.

Hat es nicht.

Dank aufmerksamer Leserundenteilnehmer sind es am Ende noch nicht mal 20, die der Korrektur bedürfen – in ein zwei Fällen irren die Leserinnen –, inclusive falscher Gänsefüßchen, gelegentlich dem falschen Bindestrich, und zwei überzähligen Leerstellen (die filtert mein Schreibprogramm sehr gut raus).

 

 

Was'n eigentlich los hier?

 

Nach der ersten Woche sind wir beim zweiten Abschnitt, ab Kapitel 9. Das entspricht einem Viertel des Buches. Jemand sagt: „hier passiert ja gar nichts“.

Das haut mich um. Ich habe einen Liebesroman geschrieben. Es geht eigentlich nur darum, wie das Paar zusammenkommt. Um die Stolpersteine, die sich ihnen auf dem Weg zum großen Glück in den Weg legen. Die Stolpersteine haben es in sich. Ich dachte, dass in jedem Kapitel genug passiert: Andeutungen, Anziehung, Streit, Polizeieinsätze.  Ich frage nach. „Mir fehlt der Antagonist!“, heißt es.

 

Oh. Ich schlucke meine Betrübnis herunter und – erläutere, was sich schon reichlich knapp wie Rechtfertigung anfühlt: Es gibt hier nicht den Antagonisten. Wozu auch. Antagonist kann sein: das Schicksal. Eine Krankheit. Eine Schlägerei. Ein Unfall eine andere Frau eine Angehörige ein entlaufener Hund ein Streit. Eine Vergangenheit, die sich erhebt und alles überschattet, und über die man als Romanprotagonistin gelegentlich ein bisschen nachdenken muss, um den Lesern das Verstehen zu ermöglichen. 

 

Es passiert in jedem Kapitel genug. Der Witz ist, die beiden müssen sich damit arrangieren und es überwinden. Das ist die Grundidee dieses Romans. In welchem Genre sind wir denn hier? Was passiert bei Jane Austen? Emily Bronte? Menschen haben Meinungsverschiedenheiten und Missverständnisse, sie streiten, sie eiern auf vielfältige Weise umeinander herum und versuchen, a) ihr Gesicht zu wahren und b) zum Zug zu kommen. (Nein, ich maße es mir nicht an.)

 

An Tag 14 (es sind jetzt 5 Leserinnen) bin ich so verunsichert, dass ich die ganzen ersten Kapitel noch mal durchgehe, denn: Diese Szene wäre zu lang, jene zu kurz, und ist da nicht eigentlich sowieso das meiste überflüssig, wen interessiert denn, wie Polizisten miteinander umgehen, viel zu wenig Sex, viel zu viel Sex, und wo ist denn hier überhaupt die Liebesgeschichte?!

 

Als „es“ dann passiert, passiert es zu schnell.

Da schleichen die beiden zehn Kapitel lang heißer-Brei-mäßig um sich herum. Er offenbart Seiten, die die meisten Frauen längst in die Flucht geschlagen hätten; und sie wehrt sich entsprechend. Ich hasse Sexismus. Mary auch. Da wird auch mal geheult. Da ist man auch mal unsicher, besonders, wenn man merkt, dass der Typ drauf und dran ist, einen erneut über die Klinge springen zu lassen. Aber gleichzeitig ist da eine gewisse… Anziehung.

Und dann knallt es richtig. Sie landen in der Kiste.

 

Und keine-einzige-Leserin geht darauf ein. Keine-einzige-Leserin erwähnt auch nur eine Silbe über diese Szene, und die Gedanken, die sich Mary jetzt macht. Die Zärtlichkeit, die Erotik, den Humor dabei.

Bis auf eine, die sich beklagt: musste das jetzt so schnell gehen, ist ja furchtbar.

Das geht übrigens durchgängig so weiter: Anscheinend gibt es Dinge, über die man nicht spricht.

 

Echt jetzt?

 

Wirklich?

 

Ich hadere mit mir und stelle fest, dass ich auf einmal Schiss habe, die Kommentare zu lesen. Ich habe eine Stellung im Beruf erreicht, in der mir eher selten der Wind ins Gesicht weht – ich teile häufiger aus, als ich einstecken muss. Vielleicht muss ich damit erst vertraut werden.

Ich hungere nach etwas Lob. Es muss doch irgendwas geben, das den Damen gefällt!

Bei manchen Posts habe ich Bauchschmerzen und frage mich, wie ich zu der absoluten Einbildung, Arroganz, Selbstüberschätzung gelangen konnte, einen Roman veröffentlichen zu wollen. Wie kann überhaupt irgendjemand den Mut finden, etwas selbst gemachtes/selbst erdachtes zur Disposition zu stellen? Intimste, unpopuläre, gefährliche Dinge zur gefälligen Beurteilung zu geben? Sich vorzustellen, einer Öffentlichkeit, die bekanntermaßen nicht auf den Mund gefallen ist? Im Internet, wo man gemeinhin viel schneller und härter als sonstwo dabei ist, seine Meinung zu äußern?

 

 

Super-Gau

 

Es ist kurz vor Ostern. Eine weitere Leserin hat sich dazugesellt. Gut! Mein Dienstherr grätscht dazwischen und hält mir Paragraph soundso Beamtengesetz vor die Nase. Da steht, dass eine Nebentätigkeit anzuzeigen ist.

    „Hab ich, Chef. Hier!“ Schiebe ihm die Bestätigung der Verwaltungsabteilung unter die Lesebrille. Schlecht. Selbstverständlich war ich nicht so doof, als Polizeibeamtin im gehobenen Dienst eine seit Jahren ausgeübte, wie auch immer geartete Nebentätigkeit zu verschweigen.

    „Jahaha!“, sagt er, „aber Sie schreiben unter Pseudonym! Davon haben wir nichts gewusst.“ Ganz schlecht.

(Genaugenommen schreibe ich unter zwei Pseudonymen. Was auch völlig unerheblich ist, selbst wenn es fünf wären, da man als Beamtin ab einem bestimmten (Neben-)Einkommen dem Dienstherrn Einsicht in die Steuerunterlagen zu gewähren hat, und das Finanzamt kennt meine Pseudonyme, selbstredend.)

Egal. Das Ganze führt dazu, dass ich einen Neuantrag auf Genehmigung meiner anzeigepflichtigen Nebentätigkeit als Schriftsteller stelle. Bis das geklärt ist – am Schreibtisch des Polizeipräsidenten, versteht sich – ist die Veröffentlichung anzuhalten.

Ganz, ganz schlecht.

 

Ich wage einen Einspruch, der vergeblich ist, und ziehe mit Hilfe des Verlags das Buch am Gründonnerstag aus dem Verkehr. Das Osterwochenende verbringe ich todunglücklich mit meinen Leserunden-Kritiken auf dem Sofa. Am Dienstag nach Ostern stelle ich den neuen Antrag. Die anderen Teilnehmer, sieben an der Zahl, erkläre ich als verschollen.

Scheiß-Leserunde.

 

Zaghaft kommt wieder Lob auf:  Für Monk Bay mit einer Knaller-Mary, und die Charaktere und die Entwicklung und wie süß er mit ihr umgeht, obwohl er doch am Anfang so ein arroganter Arsch war. Ich bin etwas besänftigt und fühle mich rudimentär verstanden. Aber jetzt lieben alle Nick. Keiner liebt Mary. Dabei hat sie so gute Gründe für ihre Vorsicht.

Dass der Mittelteil zu lang ist, hat mir schon der liebe Alex bescheinigt. Dass zu viel geflennt wird, auch. Ich habe nicht drauf gehört. Ätsch. Jetzt kommt es vierfach zurück: zu lang, zu viel Geflenne.

Ändern!!

Der Lektor (und die Testleser, aber auf die gebe ich nach dieser Erfahrung hier GAR NICHTS mehr und werde sie nie mehr fragen, nie mehr!) hat aber auch gesagt, Monk und Must be und Dungeons und die Szene mit dem Schreibtisch und die hinter der Bühne seien klasse, und Marys Monolog nach dem Restaurant münde in eine wunderbare Stimmung, die jede Frau nachfühlen könne (ich kann euch die Anmerkungen zeigen, und es gab noch mehr reizende Adjektive, offenbar alles für die Katz). Ich korrigiere das Manuskript, in dem sage und schreibe 11 Fehler zu finden waren. 

L.

 

 

FI-NA-LE

 

Knüppeldick kommt es im Finale. Vier von fünf Leserinnen sind endlich-endlich-endlich zufrieden mit mir. Die fünfte haut es mir um die Ohren: was denn, ein Cliffhanger? Hallo? Das macht man nicht! Wenn man als Autor Erfolg haben will, macht man das nicht. Wenn man als Autor Erfolg haben will, schreibe man besser so, wie alle schreiben. Klar, kann man machen.

Einige posten bei Insta auch jeden Tag einfach das Cover ihres Buches. Immer und immer wieder. Wahlweise mit Cappucino/Latte/Grande latte decaf with lowfat milk/Weißbier daneben. Mittig, von oben.

Och, Mensch.

Ich will es aber so schreiben. Erfolg ist mir in diesem Fall Wurscht.

Dass die wenigsten Leser Cliffhanger schätzen, war vorauszusehen. Nicht verstanden habe ich die Verwunderung darüber, dass es einen gibt,  denn bereits auf Seite 3 ist klar, DASS ES EINEN GIBT. Aber auch, dass das Buch erst am Ende des 2. Bandes erzählt ist.

 

Was mich wirklich unglücklich gemacht hat, sind zwei Dinge. Zum einen die Anmerkung, dass ich einen Cliffhanger geschrieben habe, noch dazu einen schlechten, um die Leser in das zweite Buch hinüberzuziehen und damit „Geld zu machen“.  (Äh. Ich werde nach A12 besoldet. Noch Fragen?). Außerdem habe ich dazu eine andere Meinung: Nicht jedes Buch braucht ein Happy End.

Zum anderen: die allgemeine Weigerung, zu akzeptieren, dass jemand etwas grundlegend anders macht als das, was es jeden und jeden Tag zu sehen gibt. Das man vielleicht andere Erfahrungen weitergeben möchte.

Das man nicht wieder in das gleiche Horn tuten will.

Ich weiß nicht, ob es Autoren gibt die kritische Worte einstecken können, ohne daran zu leiden. Wenigstens bin ich hart im Nehmen. Einige äußern sich, dass sie schon längst den PC aus dem Fenster geschmissen hätten. Es ist nicht so, dass ich nicht kurz davor gewesen wäre!

 

 

Thank you :-)

 

Was ich extrem schätze, ist die Zeit und die Mühe, die sich die Teilnehmerinnen mit meinem Text gegeben haben. Vielen, vielen Dank dafür! Es hat mir sehr wertvolle Einblicke beschert, und ein Stück weit werde ich meine Art zu schreiben auch überdenken.  

Ich fühle mich, ehrlich gesagt, so wie meine Protagonisten, wenn der jeweils andere gerade bös mit ihm ist.

Teilweise wollte ich mich schon gerne in die nächste Ecke setzen und ein bisschen weinen,

Aber meinen Frust kann ich ja morgen am nächsten Beschuldigten, der vor mir sitzt, auslassen. Na warte…!(okay, war ein Joke!)

 

Ich beginne, über Leseverhalten nachzudenken. Ich möchte nicht nur mit einem Text von A nach B kommen. Sondern erzählen. Auch mal wortgewaltig. Auch mal mit einem Satz, der das übliche Format sprengt. Es ist nur gelegentlich einer unter ganz vielen kürzeren und kurzen. Leser unter 35 sind offenbar ergebnisorientiert. Am Geschichten erzählen um des Geschichtenerzählens willens haben sie eher nicht so  Interesse. Bei Sätzen mit 35 Wörtern fühlen sich meine Leser in ihr Referat über Thomas Mann zurückversetzt.

Bei 36 Wörtern schlägt mein Schreibprogramm Alarm. Ich muss leider gestehen, dass es auch ein, zwei doppelt so langen Satz gibt. Bewusst. Gewollt. „Stilmittel“ nennt man das. In Maßen ist es erlaubt. Ich behaupte, in 96,5 % aller aktuellen Bücher wird man es nicht finden.

 

Eine andere Mitstreiterin bringt jeden Tag einen neuen Spruch, den sie offensichtlich in einem Schreibratgeber gelesen hat – zumindest kommen mir die Sachen sehr bekannt vor. Man darf dieses nicht, man darf jenes nicht, und insbesondere Perspektivwechsel solle man tunlichst unterlassen, das schrecke die Leser ab.

Ja. Weiß ich. Ich habe die Ratgeber gelesen, und das, was ich gebrauchen konnte, übernommen. Aber hey: Man darf grundsätzlich alles. Man ist Autor. Wenn man sich nicht an die Regeln hält, ist das eine freie Entscheidung, in diesem Fall eine vielleicht nicht allzu ökonomische. Aber dürfen darf man das. 

Ich folge nicht jedem Rat, beschließe ich.

Aber einigen schon. 

 

 

Auswirkungen

 

Dank der gecancelten Veröffentlichung habe ich ja Zeit dazu! Ich reiße sie mir aus dem Herzen, einige der glitzernden, bunten, lieb gewonnenen Vergleiche. Die zu langen Sätze, und viele von Marys unverständlichen Verstocktheiten. Viele ihrer Tränen, obwohl ich immer noch nicht begreife, wieso man als Frau nicht wütend heulen darf, wenn einem der einzige Mensch, vor dem man etwas gelten will, abkanzelt.

Egal. „In Maßen“ ist ein super Tipp.

Mit der Zeit merke ich tatsächlich: das Buch gewinnt. Die Anzahl der Worte sinkt täglich.

Nur: Darüber spreche ich mit dem Lektor. Wenn ich zu dem Schluss komme, diese Szene ist unverzichtbar für das verständnis, das gefüge, die Atmosphäre dieses Buches, lasse ich mich davon überzeugen, in Maßen zu kürzen. Aber nicht davon, die Szene zu streichen. 

Es gibt auch Leserinnen, die Mary mögen. Eine schreibt: Mary muss genauso sein, wie sie ist, sonst gibt es keinen Raum für Entwicklung. Würde sie alles einfach hinter sich lassen, könnte ich ihr nicht mehr glauben;  und ich persönlich würde in so einem Dilemma noch viel mehr heulen.

Das ist der Grund, warum man nur in Maßen kürzen und ändern kann: Es würde sonst nicht mehr passen.

 

An Tag 10 von 21 ist die erste Bewertung bei Amazon: 4 Sterne, sehr detailliert. Alles gut. Vielen Dank! Jetzt möchte ich mal sagen, dass mir eine detaillierte 4-Sterne-Bewertung lieber ist, als eine nichtssagende 5-Sterne-Bewertung. In der womöglich noch drin steht (steht nämlich – nebst einer überflüssigen Nacherzählung der Story -  in allen Bewertungen):  dass sich das Buch flüssig liest.

Absoluter Müll: Wenn jemand ein Buch veröffentlicht, gehe ich mal ganz hart davon aus, das er in der Lage ist, flüssig zu schreiben. Das sagt ungefähr so viel wie die Vokabel „schön“: nämlich gar nichts.

Auf LB gibt es zwei 5-Sterne-Bewertungen. Über die freue ich mich ... noch ein bisschen mehr.

 

An Tag 16 schreibt eine der Vermissten auf meine zwischendurch verschickten Mails (mit neugierigen Fragen nach dem Verbleib, der Motivation, Hinderungsgründen oder irgendeiner Form von Höflichkeit vielleicht) zurück, dass sie sich entschuldigt, sie sei im Prüfungsstress und habe für das Buch leider überhaupt keine Zeit. Prüfungsstress! Wie alt ist diese Frau?

24, stelle ich fest. Mein Buch mache sich aber super in ihrem Regal, mit dem tollen Cover und der schönen Schrift.

Danke, das freut mich. (Lass es ruhig mal zehn Jahre und zwei Scheidungen lang da stehen, dann sprechen wir uns nochmal.)

 

(Als die LR am 15. Mai eigentlich zu Ende ist, antwortet noch jemand: Sie könne mit dem Buch nichts anfangen. Zu schwer, zu wenig ihr Ding, zu umfangreich. Alter: 17. Ich schreibe freundlich zurück und denke mir meinen Teil, erwähne aber, dass es möglicherweise günstiger sei, sich nur um Bücher zu bewerben, die einem grundsätzlich schon irgendwie zusagen könnten, vielleicht wenigstens von den Eckdaten her.)

 

Lernziel: Wähle deine Teilnehmerinnen mit größter Sorgfalt eigenhändig, nach gewissenhaftester Prüfung ihrer Personalien, ihrer Lesegewohnheiten und ihrer sonstigen Präferenzen aus. Verlasse dich niemals, niemals auf einen Zufallsgenerator, nicht mal nach einer gründlichen Vorauswahl.

Nimm niemals, niemals, niemals die Auswahl der Gewinnerinnen auf die leichte Schulter.

DAS ist das wahre Geheimnis der Leserunden. Beziehungsweise eines eventuellen Erfolges derselben.

Übrigens bekommt Lovelybooks eine Rückmeldung darüber, wer die Aufgabe erfüllt hat und wer nicht. Ich weiß nicht, ob das allen klar ist.

 

 

Aus dem Nähkästchen 

 

Ganz bewusst habe ich die Serie um Nick und Mary von meinen anderen Büchern getrennt. Unter dem Pseudonym Megan McGary habe ich für diese Bücher und die, die noch folgen sollen, eine eigene Homepage geschaffen. Diese hier :-)

Natürlich habe ich beim Schreiben ein wirtschaftliches Interesse, allein schon, um die Kosten fürs Lektorat undsoweiter zu deckeln, aber ich bin auch zufrieden, wenn die bei allem Spaß notwendige Kohle durch meine anderen Aktivitäten verdient wird.

 

Nick und insbesondere Mary liegen mir sehr am Herzen.

2002 wurde ich als relativ unerfahrene Polizistin mit dem Amoklauf in Erfurt konfrontiert, leider nicht nur dienstlich. In Oregon, USA, gibt es für diese besondere Problematik eine landesweit tätige Sondereinheit, zu der ich im Rahmen einer Facharbeit Kontakt bekam. Nach 16 Jahren habe ich nun um diese Erfahrungen herum die NbG-Dilogie geschrieben. Das Ergebnis, zumindest den ersten Teil, habt ihr gelesen. Es ist Fiktion, nicht autobiografisch, aber einige der dort beschriebenen Personen und Ereignisse gab und gibt es wirklich.

 

Ich bin nicht der Ansicht, dass man den Geschmack eines jeden Lesers treffen muss. Meine Zielgruppe ist so, dass man auch mal einen superlangen Satz schreiben darf, dass man Fremdworte benutzen darf, und dass man auch mal ein Wort benutzen darf, von dem man sich fragt, wo in aller Welt es das (noch) gibt. Dass eine sehr erfahrene Polizistin gelegentlich mal aus dem Nähkästchen plaudert. Und dass eine Frau, die bisher ziemlich verarscht wurde, nicht sofort dem erstbesten Kerl in die Arme kippt, sondern ein wenig reserviert reagiert. Dass aber, wenn sie es denn tut, richtig die Post abgeht.

 

Wenn man ein Buch veröffentlicht, bekommt man auf vielen Kanälen Rückmeldungen. Die Leute möchten ihre Meinung ausdrücken, schreiben jedoch eher selten Rezensionen. Was sehr schade ist, weil es oft ganz tolle Komplimente sind.

Ich habe einige Rückmeldungen über meine Webseite und die Autorenseite bei Facebook erhalten, und was mich bei dieser Leserunde am meisten überrascht, ist, dass dort ganz andere Dinge angemerkt wurden.

Bei den LovelyBook-Leserunden hatte ich das Gefühl, wenn einer damit anfängt, hauen viele in die gleiche Kerbe – die ersten Kommentare geben den Weg, den Tenor, vor.

 

LovelyBooks ist bei Autoren allgemein beliebt als eine Art erweitertes Testlesen mit Bewertungsgarantie. Allerdings sollte man die Erfahrenheit und Belesenheit der Leser nicht unterschätzen. Zimperliesen oder Nebenbei-Leser sind das nicht! Der Ton ist keineswegs laien-, mitunter sogar gönnerhaft. In manchen Bewertungen blitzt – nach einer ausführlichen Buchbeschreibung, die spätestens nach der zweiten Rezi unnütz ist – Sarkasmus auf. 

Wie verkauft man ein Buch mit 3,5 Sternen? Dass mein Buch polarisiert, habe ich erwartet.  Themen, die mir strittig erschienen, wurden mit keiner Silbe erwähnt: Überschriften. Sex. Gewalt. Bestimmte Arten von Szenen. Bestimmte Themen. Bestimmte Tabus. Niemand geht darauf ein. Interessant. Ich wollte dann aber auch nicht mehr nachfragen. Jeder hat irgendwann mal genug vom Kopp einziehen.

 

Mein Buch konfrontiert die Leser mit gewissen Hürden. Man könnte es anspruchsvoll nennen. Oder langatmig. Natürlich wäre ich traurig, wenn mein Buch miese Rezensionen erhalten würde. Einer oder zwei Sterne sind bis jetzt noch nicht vorgekommen – allerdings bin ich der Meinung, dass bei einer ein- oder zwei-Sterne-Rezension gewisse andere Gründe die Hauptrolle spielen, nicht das Buch.

Dieses Buch hat drei bis vier Sterne in der ersten Auflage. In den Texten der Bewertungen verbirgt sich Lob und sehr Nettes, teils Supertolles. Ich hoffe, dass potentielle Interessenten die Texte der Bewertungen lesen.

 

Ich war fleißig. Die Überarbeitung von Band eins erbrachte minus 7400 Wörter. Das ist eine Menge. Der Lektor hat 200 davon wieder zurückgeholt. Mary hat sich verändert, aber selbstverständlich nur bis zu einem gewissen Grad. Die Mary, die ich im Sinn hatte, würde sich nämlich im Grabe herumdrehen, wenn es anders wäre.

Es erwartet hoffentlich niemand, dass ich den Plot umschreibe.

Ansonsten müsste ich nämlich den Folgeband komplett verändern, und irgendwie war das nicht das Ziel der Nummer, denn natürlich ist es immer noch meine Geschichte.

 

Wenn mir fünf Leute sagen, dass dieses oder jenes nicht stimmt, kann ich mich dem schwerlich verschließen. Nicht jeder hat das Glück, einen kompletten Roman nochmal ändern zu können. Ich hatte es, dank einer bestimmten Konstellation. Also nutzte ich die Chance.

Dass es jetzt jedem gefällt, ist nicht anzunehmen. Dazu ist die Story zu komplex.

 

Es ist ein Risiko, ein Buch wie das vorliegende zu veröffentlichen. Ich habe es bei keinem Verlag und keiner Agentur versucht, weil ich wollte, dass es so ist, wie es ist. Alex, ein erfahrener Germanist, lektoriert auch meine anderen Bücher und weiß, dass ich stringent Zeiten einhalten kann und stringent in einer Perspektive schreiben kann. Ich wollte aber: In Rückblenden schreiben. In Vorschauen schreiben. Den point of view wechseln, oft. Durch eine andere Erzählzeit einen Fokus setzen. 

Trotz aller Verbesserungen: Ich möchte die Geschichte so schreiben, wie sie in meiner Gedankenwelt entsteht. Verbiegen will ich mich nicht. Es ist, wie es ist, und auch eine Mary kann man nur bis zu einem gewissen Punkt anpassen. Jenseits dieses Punktes leidet die Authentizität.

 

Mehrteiler sind auf dem Buchmarkt häufig zu finden. Oft handelt es sich um Drei- Vier-, Fünfteiler. Nicht alle sind lesens-  oder besitzenswert. Es sei denn, das vorrangige Ziel ist, ein Bücherregal farblich passend abgestuft zu bestücken.

 

Parallel zu dieser Leserunde habe ich einen hochgelobten Roman einer gewiss sehr netten Kollegin gelesen, ein Verlagsbuch. Die Protagonistin darin ist durch und durch unsympathisch: faul, bösartig, unbelehrbar, verstößt ihr eigenes Kind. Es ist ein Buch, das auf mehrere Teile angelegt ist. Hat Dutzende von super guten Rezension. Aber auch ein paar, die so denken wie ich.

Beendet habe ich außerdem gerade einen weiteren Kassenschlager, den ich durchgehend grauenhaft finde, aber die Geschmäcker sind eben unterschiedlich. In beiden Büchern waren grobe Plotfehler und hässliche Logiklücken, dürftig gezeichnete Charaktere, viele echte Zeitfehler und eine Menge falsch verwendeter Begriffe (Letzteres hat mich am meisten gestört). Autoren lesen Bücher anders. Wenn man selbst schreibt, fallen einem andere Dinge auf, als wenn man nicht selbst schreibt.  Die anderen Leser haben offensichtlich darüber hinweggelesen. Ich war von beiden Büchern super enttäuscht – vor allem, weil ich mir anhand der Rezensionen etwas anderes vorgestellt habe. War nicht der Fall.  Ich komme deswegen noch lange nicht auf die Idee, den Büchern ein oder zwei Sterne zu geben, aber ich würde auch kein weiteres von dieser Autorin mehr lesen.

 

Bei meiner eigenen Leserunde war ich mehrmals kurz davor, das jetzige und (auch das folgende) Buch in den Ofen zu werfen.

Ich möchte nicht verschweigen, dass ich die Kritik manchmal nicht nachvollziehbar fand. Dass sie mich teilweise hart getroffen hat.  Lob und Kritik hielten sich nicht die Waage. Insgesamt verursachte mir die Leserunde vier Wochen Dauerstress und ziemliche Terminprobleme.

Durch die Überarbeitung ist das Buch straffer und besser geworden. Wesentlich dünner ist es nicht geworden: der Text wurde neu gesetzt. Am Ende sind es statt 544 Seiten "nur" ein paar weniger, aber die Textdichte ist leichter verdaulich geworden. Somit wäre zumindest die Beschwerde, dass die Seiten zu voll sind*, vom Tisch.

 

Den Lesern, denen das erste Buch wegen seiner Gefühlsduselei und Marys ständiger Scherenkrabbentaktik schon nicht gefallen hat, würde ich empfehlen, vom zweiten Band abzusehen. Auch jenen, die glauben, Nick ersteht nach dem Attentat wie Phönix aus der Asche, rate ich zu einem anderen Buch. Es kommt dicke (aber – Achtung, Brüller! – mit nur 460 Seiten).

Ich glaube nicht, dass Autoren versuchen müssen, es allen Lesern recht zu machen. Zumindest nicht, wenn man von der üblichen Romance-Chicklit-nebenbeilesen-300 Seiten-Urlaubslektüre absieht.  Sehenden Auges gegen etablierte Regeln zu verstoßen, ist ein enormes Wagnis. Mainstream ist es sicher nicht, wenn man Polizeialltag, Inzest und Suizidabsichten in einem einzigen Buch erwähnt und drum herum eine Liebesgeschichte bastelt.

Am schwersten wiegt, wenn man eine kühle Protagonistin hat, die einfach nicht das tut, was die Leserin erwartet. Aber ich fahre auch mit neunzig durch die Stadt oder links an der Verkehrsinsel vorbei und entgegen der Einbahnstraße, wenn ich muss.

 

Ich weiß ja, wie man darauf kommt: Man erwartet einen gewissen Fortgang, einen Sinn, und man erwartet einen guten Ausgang. In einem meiner Lieblingsbücher hat die Autorin zwei Kapitel vor Schluss etwas gewagt, was mich aufschreien ließ, und was dazu führte, dass ich das Buch fast in die Tonne gekloppt hätte. Vor Entsetzen und echter Wut über die unbegreifliche Wendung war ich wirklich sprachlos. Es lag dann erstmal mehrere Tage unangetastet herum, und wirklich froh wurde ich damit nicht mehr. Die anderen Bücher der Autorin habe ich trotzdem gelesen, nach wie vor fasziniert.

Und dann ich. Da kommt jemand daher, behauptet eine Debüt-Autorin zu sein, und setzt den Lesern so was vor: Perspektivwechsel. Zeitenwechsel. Rückblenden. Schachtelsätze, Fremdwörter, sperrige Figuren, seltsame Details, innere Monologe. Cliffhanger. Klar, dass davon nicht jeder super happy ist.

 

 

Fazit

 

Bei ganz vielen LovelyBooks-Leserunden hatte ich den Eindruck, es geht nach dem Motto „einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“. Man hat ein Buch gewonnen! Alles ist toll! Danke, Autor!

Meine Leserunde war davon das Gegenteil. Nicht nur, dass knapp die Hälfte der 15 Teilnehmer sich nach Erhalt des Buches nie mehr gemeldet hat – der andere Teil hat aus der Abneigung gegen das Buch (oder besser: gegen die Protagonistin) keinen Hehl gemacht. Überrascht war ich daher über relativ gute Rezensionen, auch wenn die heutzutage zu zwei Dritteln aus einer Nacherzählung des Inhaltes bestehen, weniger aus neuen Erkenntnissen. Insgesamt ist es glimpflich abgegangen. Gewünscht habe ich mir mehr Begeisterung, aber dazu hätte ich erst mal passendere Leser finden müssen.

Oder überhaupt mehr von denen, die bereit sind, nach den Regeln zu spielen. Die da lauten: du bekommst ein Buch geschenkt, liest es, sagst was dazu und bewertest es.

Denen, die mir diesen Dienst erwiesen, bin ich sehr verbunden: Ich danke euch von Herzen, zumal das Buch durch euch an Potential gewann und jetzt deutlich besser ist als vorher.

 

Das Anliegen fast aller Autoren ist: bitte, sagt etwas dazu. Kein Feedback zu bekommen, ist das schlimmste, was jemandem, der Geschichten schreibt, passieren kann. Bitte macht euch die Mühe einer Bewertung. Sie muss nicht so lang sei wie die, die innerhalb dieses Projektes verfasst wurden. Sie muss keine Nacherzählung beinhalten. Schildert einfach kurz euren Eindruck.

 

In der nächsten Leserunde werde ich die Bewerber darum bitten*, eine Teilnahme nicht in Erwägung zu ziehen, wenn sie

-           unter 35 sind

-           eine Story über und mit der Polizei nicht die Bohne interessiert oder sogar Vorbehalte bestehen

-           Cliffhanger hassen

-           komplizierte Charakter nicht mögen

-           erwarten, dass spätestens nach der Hälfte des Buches alles Friede Freude Eierkuchen ist

-           bei gelegentlichen Schachtelsätzen, Fremdworten und vergleichenden Beschreibungen die Krise kriegen.

 

 

Am Ende aller Beurteilungen meldet sich mein Ex-Mann zu Wort. Er findet naturgemäß nicht alles toll, weil auch er in der Story irgendwie verewigt ist, aber er schreibt: „Hut ab, dass du das durchgezogen hast, bin stolz auf dich.“

Und weist mich im Postscriptum auf einen veritablen Megafehler auf Seite fünfhundertbatsch hin, der mir einen Schauer übers Rückgrat jagt. Gut, dass nur ER den finden konnte.

Auch das ist jetzt redigiert. 

 

 

*Das Buch ist gerade mal halb so lang wie ein durchschnittlicher Gabaldon. Bitte, wer beklagt sich bei einem 544-Seiten-Klopper darüber, dass zu viel drinsteht? Zumal man es freiwillig liest? Noch mehr? Bitteschön:

  • Das Buch ist zu groß, zu dick. Es ist unhandlich (Format: 13,5 x 22. Übliches TB-Format ab einem gewissen Umfang).
  • Die Schrift ist zu klein (10 Punkt ist nicht zu klein, sondern Standard. Das würde einem bei einem E-Book schon mal nicht passieren können!).
  • Top-Antwort: Es ist so viel zu lesen auf einer Seite. Ich bin ein Freund konstruktiver Kritik, aber hey, das ist einfach Blödsinn.

 

 

"Navigieren bei Glatteis" wurde nach diesen Ratschlägen überarbeitet und ist seitdem in der 2. Auflage erhältlich.

Mittlerweile ist auch Band 2 erschienen.

#NbG wird immer mein Herzensbuch und mein persönlichstes Buch bleiben.

 Ich halte euch bei Instagram immer auf dem laufenden: Folgt mir unter megan.mcgary J

 

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