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15 Do’s: Wie Sie mit Ihrem Buch bei Ihren Lesern in positiver Erinnerung bleiben

15 Do’s: Wie Sie mit Ihrem Buch bei Ihren Lesern in positiver Erinnerung bleiben

 

(Oder, für die vielen Hypersensiblen bei Facbook: „Was la McGary dazu bringt, ein Buch nicht nur zu lesen, sondern es gut zu finden – die subjektive und persönlich gefärbte Liste einer unbekannten Einzelperson, gestaltet nach gängigen Empfehlungen, wie man in den sozialen Netzwerken aufmerksamkeitsfördernde Überschriften gestaltet“)

Dieses Konstrukt musste ich mir aus der Befürchtung heraus ausdenken, nach Post #1 den nächsten Shitstorm zu provozieren, nachdem meine zartfühlende Erläuterung niemanden interessiert hat. Also, jetzt umgekehrt: was Nettes! Genauso wenig dogmatisch und allgemeingültig wie der vorherige Text.)

 

 

 

1.      Cover: Diskussionen hierüber entstehen immer wieder. Dass viele Autoren auch gleichzeitig Coverdesigner sind, nötigt mir leider nur so lange Respekt ab, bis ich mir das Machwerk dann auf einer Vorschau-Seite betrachtet habe. Merke: Mit BoD-Easy-Covern in kackbraun kann man nicht punkten.  Mit selbstgestapelten Bildern und schrägen (will heißen: ungewöhnlichen) Schriften auch eher nicht (abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass diese Schriften wirklich alle kostenlos downloadbar sind).

Auch Cover unterliegen Trends, aber leider reißen die mich meist nicht vom Hocker. Das aktuelle pastellige Wolkengedöns finde ich doof, und Knallfarben irritieren mich. Ich mag Cover, die in einer Farbfamilie bleiben. Blautöne sind mein Favorit. In diesem Jahr ist mir beim Scrollen durch die Bestenlisten aufgefallen, dass ich die Cover einer bestimmten Designerin fast durchgängig gut finde (jetzt ratet mal, wer mein neues Cover designt hat!) und ich denke, es lohnt sich, in die Covergestaltung zu investieren. Ich suche mir ein Bildthema und schlage es dem Designer mit einer ausführlichen Beschreibung meines Textes vor. Gewaltszenen, kryptische Schriftverschlingungen (am besten in dunkelrot auf schwarz ;-)), abstoßende Fratzen, BSDM und typische sex sells-Cover lege ich gleich zur Seite. Grenzwertig finde ich deutlich erkennbare Personen/Gesichter: Ist mir das Mädel/der Typ unsympathisch, gucke ich weg. Und kaufe das Buch eher nicht. Meiner Meinung nach ist subtil besser als wuselige Designkeulen. Selbstgestaltetes? Nur bei professioneller Handhabung (und der Berücksichtigung gewisser Designregeln. Die jeder nachlesen kann). Ich sage nicht, dass es keine selbstgebastelten Cover gibt, die hohen und höchsten Ansprüchen genügen!  Auch hier hat sicher jeder Leser seine Trigger: Ist eine bestimmte Hunderasse vorne auf dem Buch, kaufe ich blind.

Ich sehe aus naheliegenden Gründen davon ab, Titel zu nennen!

2.      Titel: Einwort-Titel mögen „in“ sein und in manchem Genre obligatorisch – für mich ist das nichts. Wenn es dann das EINE Wort geschafft hat, ist es meist ein Knaller – aber leider gibt es nun mal die meisten Wörter schon, und dann schlägt die Stunde der Untertitel, und ab da wird es dann wieder blöd. Es sei denn, es handelt sich um Reihen.  Nicht schön finde es auch, wenn Titel sich an „große“ Publikationen anlehnen. Oder wenn es die hundertste Variation davon ist. Ich mag rätselhafte Titel, bei denen man stutzt und überlegt. Die können auch gern mal länger sein.

3.      Klappentext: Bitte nur einen Wegweiser! Keine Landkarte mit ausführlicher Legende und kleinem Maßstab, denn wenn ich wissen will, was da los ist, blättere ich doch direkt mal weiter zur….

4.      Buchbeschreibung! Hier darf’s ein bisschen mehr sein. Ich wünsche mir, an dieser Stelle etwas über die Protagonisten (z.B. das ungefähre Alter, den Beruf…) und das Setting (Ort, Zeit) zu erfahren. Um welche Konflikte geht es? Eine kleine Andeutung zu Nebenfiguren/Nebenhandlungen würde mir auch gut gefallen. Aber natürlich will ich nichts von Spoilern lesen! Schön auch, wenn man spätestens hier weiß, worauf man sich einlässt: Liebe? Fantasy? Mord und Totschlag? In einem Band erzählt, oder handelt es sich um eine Fortsetzungsgeschichte?

5.      Erzählstimme: Auch wenn in diesem Textchen hier jedes dritte Wort erste Person Singular zu sein scheint, bevorzuge ich Romane mit personalen Erzählern, darf auch gerne auktorial sein. Personale Multiperspektive ist mein Favorit, weil man von Kopf zu Kopf umschalten kann und in beide/alle Seiten schlüpfen darf. Natürlich erschwert dies die Sache, aber ich meine, man sollte die Intelligenz der Leser nicht unterschätzen. (Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Hirnentwicklung erst mit Mitte bis Ende 20 abgeschlossen ist.) Die Leser können folgen, wenn im einen Absatz der Heinz und im nächstes die Sieglinde handelt, spricht, fühlt, liebt oder sich gruselt (es sei denn, sie sind u25.) Und im übernächsten vielleicht die Schwiegermutter. Dazu muss man übrigens nicht fünfzig verschiedene Inquitformeln quälen!

6.     Thema/Prämisse/Handlung: Bestseller ziehen gern endlos Nachahmungstäter an. Wenn dann der hundertste EL James-Trittbrettfahrer, der tausendste Zeitreise-in-Großbritannien-Versuch oder die millionste Vampirgeschichte auftaucht, bin ich weg. Wenn dann noch jemand vollmundig ankündigt, in seinem Werk aber jetzt zur Abwechslung mal Frau James und Herrn Martin und soundso miteinander zu mischen und glaubt, das hätten wir uns ja sowas von gewünscht – ich will das wirklich nicht weiterdenken müssen.

7.      Protagonisten: Ecken. Ecken und Kanten bitte. Nicht zu viele Durchschnittsmenschen. Aber kein Ensemble von straffälligen Unsympathen, es sei denn, es handelt sich um einen Thriller, den ich aus genau diesem Grund lesen will. Die Hauptdarsteller in Romanen, die ich liebe, sind zwar mitunter schwierig, aber ich würde sie trotzdem an meinen Kaffeetisch einladen. Dort möchte ich aber auch mit ihnen reden können, deshalb fällt alles, was in Richtung transusig, drogenaffin oder verpeilt geht, leider durch (MEIN PERSÖNLICHES) Raster. Es gibt eine Menge Bestseller mit weiblichen Hauptpersonen, die schlichtweg unfähig sind, ihr Leben allein zu bewältigen und höchst selten auf den Gedanken kommen, sich zu wehren, gegen was auch immer. Manchmal erkennt man das schon an den beruflichen Ambitionen, die die Protagonisten haben. Oder eben nicht. Meistens gibt es im Klappentext oder der Beschreibung sachdienliche Hinweise darauf. Sorry, nicht mein Ding.

8.      Handwerkliches: Korrekte Rechtschreibung, Zeichensetzung, variierender Satzbau sind unabdingbar für die Qualität eines Buches, für das jemand Geld bezahlen soll. Kontrollinstanz ist der aktuelle Duden, und künstlerische Freiheit endet an gültigen Regeln der Rechtschreibung. Andererseits: Shit happens. Fehler kommen vor, niemand ist vollkommen, nicht mal der beste Lektor. Auch in Veröffentlichungen großer Publikumsverlage hat schon der Fehlerteufel zugeschlagen. Es dürfen halt nur nicht so viele Fehler sein.  Und bitte keinen auf Seite 1-3.

9.      Sorgfältige Recherche: Wer als deutscher Autor im Inland wohnt und über die Außenalster, Schwabing oder die Frankfurter Zeil schreibt, hat es relativ leicht: Notfalls fährt man eben hin und macht eine Ortsbegehung. Wer als deutscher Autor über, sagen wir mal, Hongkong, schreibt … muss nicht unbedingt dort gewesen sein, aber sollte schon sorgfältig nachgeforscht haben, wie es dort so ungefähr aussehen könnte und zugeht. Achtung: Das gilt nicht für Weltenbauer! Baut, was ihr wollt! Hauptsache, ihr versucht mir nicht zu verkaufen, dass das Rockefeller Center der Gegenwart anders aussieht, als es das nun mal tut. Dann streike ich nämlich und zappe (sinngemäß) weg.

Ganz fatal finde ich, wenn jemand über Dinge schreibt, die er womöglich bewundert, aber leider nicht wirklich kennt – Berufe zum Beispiel. Klar kann man eine Menge erfinden. Aber wenn dann ein echter, sagen wir mal, Autoverkäufer liest, was der imaginäre Autoverkäufer da so verzapft, kann das ins Auge gehen. Zumal die gängigen Helden eher keine Autoverkäufer sind, sondern andere Professionen ausüben. Gerne auch solche, die jeder beliebige Bürger per se besser kann: Privatdetektiv, Feuerwehrmann, CEO (HA! sic!), Model. Schriftsteller. Ermittler. Die Polizei an sich gibt vielen die größten Herausforderungen auf, wie ich beinahe täglich an meinem Auskunftsdienst für polizeiliche Laien sehe. Was man alles falsch machen kann …! Naja, das Fernsehen macht’s ja gern vor. Oder die BILD mit ihren „33 Polizei-Geheimnissen“. Selten so gelacht!

10.  Liebe, Erotik, Spannung, News: „Erzähle mir etwas, das ich so noch nicht gelesen habe.“ Tja, einfach ist das nicht – alle Geschichten gibt es schon (Frau + Mann=Liebe; Täter + Opfer=Verbrechen).  Also erzähl es anders, mit frischen Ideen und Wendungen. Liebe, Erotik und Sex – ja, bitte. Aber so, dass es Spaß macht, es zu lesen. Erotisch schreiben (=so, dass der Leser gern Kopfkino hat) ist eine Kunst. Sex zu beschreiben, nicht. Ganz gefährlich: sexy (wenn nicht gar „dirty“) talk zu beschreiben. Plattitüden ohne Ende! Stellen sich die Schreiberinnen tatsächlich SO Erotik vor? Na, dann.

Über meine Meinung zu offenen sexuell motivierten Gewaltszenen, Stalking und dergleichen (meist gegen Frauen oder Minderjährige) habe ich an anderer Stelle schon mehrfach klar Stellung bezogen.

Aufbau von Spannung: klasse, wenn es auch in Romanzen mal hoch hergeht. Ich finde, Erwachsene in Büchern für Erwachsene dürfen tun, was Erwachsene nun mal mehr oder minder leidenschaftlich und häufig tun. Aber es gibt ja auch wunderbare leise Geschichten. Romane folgen meist automatisch einer Art Wellenbewegung, einem Auf und Ab, mit entsprechendem Wechsel im Erzähltempo. Variatio delectat.

11.  Klischees, Wiederholungen, reichlich Adjektive, variantenreiche Inquitformeln (= Redeeinleitungen):  vermeiden, bitte.

12.  Die richtigen Wörter: in einem Buch, das ich kürzlich las (und das mir ansonsten recht gut gefiel), vergriff sich die Autoren immer wieder bei den Begriffen. Das las sich dann so, als schliche man ständig um den Brei herum: Die jeweiligen Absätze, in denen sie sich knapp neben das richtige Wort setzte, blieben schwammig, und der Leser hat ein seltsam unzufriedenes Gefühl. Tipp: lieber etwas länger überlegen, bis es wirklich „passt“.

13.  Buchsatz: Ich freue mich, wenn ich ein gut lesbares Buch in der Hand halte und hoffe auf nur geringfügige Experimente in Sachen Schrift (betrifft sowohl die verwendeten Fonts als auch deren Größe). In letzter Zeit sieht man öfters fantasiereiche Schnörkel in Überschriften, als Zeilenanfang oder zwischen den Absätzen. Hier finde ich, dass weniger wirklich mehr ist …

14.  Umfang: In meinen Regalen stehen auch schmale Bücher. Ich mag trotzdem lieber dicke Wälzer. Sogar dann, wenn die Schrift manchmal schwer zu entziffern ist, weil das Buch ansonsten noch fetter geworden werden. Wozu gibt’s Lesebrillen! Unnötige Längen im Text mag ich nicht, geflegtes Fabulieren mit schönem Show, don’t tell, das alle Sinne anspricht, aber sehr.

15.  Schluss: Liebgewonnene Bücher sollten am besten gar nicht enden, aber es hilft ja nichts: irgendwann ist es zu Ende.

Ein schön runder Abschluss ist natürlich gut. Muss aber kein happily ever after sein. Fasziniert bin ich von letzten Kapiteln, die zwar kein direktes Happy End bieten, aber doch Hoffnung hinterlassen. Cliffhanger sind nur dann okay, wenn zeitnah der Nachfolger (das nächste Kapitel, das nächste Buch) um die Ecke lugt.

 

Dieser Text ist eine Überarbeitung eines älteren Textes aus 2017 und darf unter Hinweis auf das copyright, das selbstverständlich bei mir liegt, gern geteilt werden.

 

www.meganmcgary.com 2019

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